Finaler Wahlcheck: Umfrageergebnisse vor der Wahl

Team „WIR für den VfL“ um Uwe Tigges gegen das Team „Zukunft“ um Hans-Peter Villis (Foto: REVIERFOTO)

In wenigen Tagen – oder besser gesagt: nur noch wenige Stunden – steht die Wahl des neuen Präsidiums in unserem Ruhrstadion an.

Umfrageergebnisse: Euer Stimmungsbild

Am vergangenen Sonntag habe ich auf all meinen Kanälen den Link zu einem Fragebogen rund um die anstehende Wahl geteilt. Insgesamt haben 145 Personen teilgenommen – natürlich keine repräsentative Stichprobe, aber dennoch ein interessantes Stimmungsbild, aus dem sich gewisse Tendenzen ableiten lassen.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Theoretisch war eine doppelte Teilnahme möglich, da das Microsoft-Tool keine Einschränkung diesbezüglich bot. Allerdings deuten die individuellen Antworten darauf hin, dass niemand diese Möglichkeit genutzt hat. Festnageln möchte ich mich darauf aber nicht – mir ist bewusst, dass die Umfrage keinerlei wissenschaftlichen Ansprüchen genügt ;-).

Schauen wir uns zunächst an, wie unsere Teilnehmer sich zusammengesetzt haben:

Die Ergebnisse zeigen, dass der Großteil der Teilnehmenden Vereinsmitglieder im Alter zwischen 29 und 60 Jahren sind – mit einem klaren Übergewicht an männlichen Stimmen.

Die erste Frage drehte sich um die Zufriedenheit mit dem aktuellen Präsidium, bewertet auf einer Skala von 0 bis 10. Hier zeichnete sich ein deutliches und klares Meinungsbild ab:

Der Wert von -82 spiegelt das Verhältnis zwischen den stärksten Kritikern (Bewertungen von 0 bis 6) und den überzeugten Befürwortern (Bewertungen von 9 bis 10) wider. Die sogenannten „passiven Bewerter“ (7 und 8) bleiben bei dieser Auswertung unberücksichtigt. Wer sich näher mit dieser Methodik befassen möchte, findet unter dem Stichwort „NPS-Methode“ (Net Promoter Score) viele weiterführende Informationen im Netz.

Auch ohne tiefere Kenntnis der Methodik wird schnell deutlich: Ein Wert von -82 ist nahezu desaströs. Ein Wert von 0 würde bedeuten, dass das Meinungsbild weder klar negativ noch positiv ist – von einem solchen Gleichgewicht sind wir hier jedoch weit entfernt. Das Ergebnis ist ein deutliches Spiegelbild der angespannten Stimmung und der tiefen Risse innerhalb des aktuellen Präsidiums.

In der zweiten Frage ging es darum, welche Veränderungen notwendig wären, damit die Arbeit eines zukünftigen Präsidiums auf mehr Zufriedenheit stößt.

Die Antworten lassen sich in folgende Kategorien zusammenfassen:

1. Kommunikation & Transparenz

  • Deutlich häufigster Wunsch: Mehr Offenheit, Transparenz und Ehrlichkeit bei Entscheidungen (z. B. Transfers, Trainerwahl, wirtschaftliche Lage).
  • Bessere interne Kommunikation und externer Dialog mit Fans und Mitgliedern.
  • Entscheidungen klar und zeitnah erklären, um Akzeptanz zu schaffen.
  • Weniger „Hinterzimmerpolitik“, stattdessen offene Diskussionskultur.

2. Sportliche Kompetenz & Scouting

  • Verbesserung des Scoutings durch Profis mit internationalem Netzwerk.
  • Klare Kaderstrategie, moderne Spielphilosophie, Transfererlöse steigern.
  • Mutigere, aber durchdachte Transfers – auch mal ins Risiko gehen.
  • Kritik an aktueller Kaderplanung: zu langsam, zu planlos.
  • Wunsch nach echten Fachleuten im sportlichen Bereich – nicht nur „VfL-Vergangenheit“.

3. Führungskultur & Präsidium

  • Keine Machtkämpfe, stattdessen konstruktive Zusammenarbeit.
  • Präsidium soll teamorientiert und kompetent agieren, nicht auf Namen oder Herkunft bauen.
  • Wunsch nach einem Neuanfang mit frischen, mutigen Gesichtern.
  • Fanvertreter mit echter Wirkung im Präsidium gefordert.

4. Wirtschaft & Struktur

  • Wirtschaftlich professioneller werden: z. B. Investoren finden, Sponsoren akquirieren.
  • Prozesse beschleunigen, effizienter handeln.
  • Bessere Verträge, mehr Kontrolle über Ausgaben und Einnahmen.
  • Kaufmännische Transfers statt Bauchentscheidungen.

5. Infrastruktur & Zukunftsplanung

  • Stadionneubau statt bloßem Ausbau: modern, wettbewerbsfähig, logenfähig.
  • Langfristige Vision und Vereinsstrategie entwickeln.
  • Talentwerk (NLZ) strukturieren, Integration in den Profibereich verbessern.
  • Nachhaltigkeit in Planung und Investitionen.

6. Allgemeine Forderungen

  • Mehr Risikobereitschaft, Mut, Konsequenz.
  • Ruhe und Stabilität im Verein herstellen.
  • Fehler erkennen und offen damit umgehen – kein „Weiter so“.
  • Mehr sportlicher Erfolg und Durchlässigkeit für junge Spieler.
  • Alles muss professioneller werden – weniger Emotion, mehr Verstand.

Diese Kategorien machen deutlich, in welchen Bereichen beim VfL künftig Veränderungen nötig sind. Sie zeigen klar auf, wo das neue Präsidium strategische Entscheidungen treffen und gezielt Weiterentwicklungen anstoßen sollte.

Die dritte Frage drehte sich darum, von welchem Team sich die Befragten bislang ein klareres Bild machen konnten. Dabei ergibt sich folgende Verteilung:

Es zeigt sich, dass ein größerer Teil der Befragten bisher nur ein vages oder gar kein ausreichendes Bild vom Team „WIR für den VfL“ gewinnen konnte. Ob es dem Team gelingt, in den verbleibenden Stunden vor der Wahl noch nachzulegen und unentschlossene Mitglieder für sich zu gewinnen, bleibt offen. Das Team „Zukunft“ liegt hier klar vorn.

Auch bei der vierten Frage ergibt sich ein deutliches Meinungsbild:

Das Team „Zukunft“ konnte in bisherigen Interviews und öffentlichen Auftritten eine deutliche Mehrheit der Befragten überzeugen. Spannend ist nun die Frage, wodurch genau diese Überzeugung entsteht – also in welchen Kategorien und Kompetenzfeldern das Team besonders punkten kann.

Genau das beleuchtet die nächste Frage:

In welchen Bereichen und mit welchen Stärken setzen sich die beiden Teams aus Sicht der Befragten voneinander ab?

In nahezu allen Kategorien liegt das Team „Zukunft“ klar vorn. Lediglich bei den Punkten „Teamfähigkeit“ und „VfL-DNA“ zeigt sich ein nahezu ausgeglichenes Meinungsbild. Besonders deutlich wird der Unterschied bei der rhetorischen Kompetenz: Nur sehr wenige Befragte attestieren dem Team „WIR für den VfL“ hier eine stärkere Leistung. Insgesamt setzt sich auch in dieser Frage das Team „Zukunft“ durch.

Angelehnt an die klassische politische „Sonntagsfrage“ („Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre?“), wollte ich von euch ebenfalls wissen:

Auf Basis der bisherigen Ergebnisse war bereits absehbar, dass das Team „Zukunft“ in Führung liegen würde – und auch hier bestätigt sich dieses Bild mit einem klaren Vorsprung.

Selbst wenn man die Auswertung ausschließlich auf die am Samstag wahlberechtigten Personen, also die Vereinsmitglieder, beschränkt, bleiben die Kräfteverhältnisse nahezu unverändert:

Interessant wird es jedoch, wenn wir uns die Zielgruppe der 44-60-Jährigen ansehen:

In diesem Bild zeigt sich ein deutlich ausgeglicheneres Ergebnis: Der Vorsprung des Teams „Zukunft“ beträgt hier nur noch circa fünf Prozentpunkte. Betrachtet man die rund 20 Prozent der noch unentschlossenen Mitglieder, ergibt sich daraus für das Team „WIR für den VfL“ eine besonders interessante Zielgruppe. In allen anderen Gruppen ähneln die Verhältnisse der Gesamtverteilung, bei der das Team „Zukunft“ klar in Führung liegt.

Welche Erkenntnisse liefert also die Umfrage?

Das Team „Zukunft“ liegt in nahezu allen Kategorien vorne und wird von den Befragten in den wichtigsten Kompetenzen, die ein Präsidium ausmachen, klar bevorzugt. Interessanterweise gibt es jedoch eine Zielgruppe, für die diese klare Führung weniger eindeutig ist – hier zeigt sich ein deutlich ausgeglicheneres Bild.

Für mich ist das die entscheidende Erkenntnis: Obwohl das Team „Zukunft“ sowohl in meiner als auch in anderen Social-Media-Befragungen deutlich in Führung liegt, wird es am Samstag im Stadion vor allem darauf ankommen, wie die tatsächliche Wählerschaft vertreten sein wird. Da nicht alle Vereinsmitglieder wahlberechtigt sind und auch nicht alle Wahlberechtigten zur Abstimmung erscheinen werden, wird besonders die Gruppe der 44- bis 60-Jährigen von Bedeutung sein. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich ihr Einfluss letztlich auf das finale Wahlergebnis auswirkt.

Umso wichtiger ist deshalb mein finaler Appell an euch: Geht wählen! Es geht um die Zukunft unseres Vereins – und nur wenn alle Zielgruppen im Stadion vertreten sind, können wir ein wirklich repräsentatives Meinungsbild der breiten Fanbasis abbilden. Nutzt diese Chance, unseren Verein in dieser entscheidenden Phase mitzugestalten!